Nachruf zum Tod von Hans-Dieter Krais (7. März 1941 – 9. Dezember 2013)

Journalist mit Leib und Seele

Von Uwe Mahla

Unser Clubkamerad Hans-Dieter Krais ist tot. Aber eines ist klar – einen Menschen wie ihn wird man so leicht nicht vergessen. Er war ein humorvoller, geistreicher, immer aufgeweckter, seinen Mitmenschen zugewendeter Zeitgenosse. Ein Journalist mit Leib und Seele. Wenn er einen Raum betrat, war sofort Leben in der Bude. Nicht zuletzt war er Motor, Antriebsstrang und selbst der Treibstoff des Vereins Münchner Motor Presse e.V.. Er war die Münchner Motor Presse. Hans-Dieter hat diesen Verein gegründet, er hat ihn vom ersten Tag seines Bestehens bis zum letzten Tag seines Lebens geführt und betrieben.

Noch vor drei Wochen haben wir im Kreis von Vereins-Vorstand und -Beirat unter seiner Leitung zusammengesessen. Die lange Krebserkrankung hatte ihn – wie wir über Jahre mit ansehen mussten – schwer gezeichnet. Es machte ihm Mühe, die Diskussion zu moderieren, aber zugleich war ihm anzumerken, dass ihm dies ein Bedürfnis war, ja, dass es ihm noch immer Freude bereitete. Mit Bestimmtheit zog er seine Agenda des Treffens durch, kommentierte den einen oder anderen Beitrag mit der ihm eigenen Aufmerksamkeit und seinem sehr persönlichen Wortwitz. Und weil es, wieder einmal, um die Sinnhaftigkeit der Münchner Motor Presse ging, entfuhr ihm – wie zufällig – die Bemerkung: „Ja, wenn wir uns doch nur noch bei Beerdigungen treffen...“

Am Montag, dem 9. Dezember 2013, ist Hans-Dieter Krais im Alter von 72 Jahren in einer Münchner Klinik nach langer schwerer, mit großer Tapferkeit bekämpfter Krankheit an den Folgen einer Lungenentzündung in Ruhe eingeschlafen. Er hinterlässt zwei Töchter und drei Enkelkinder.

Was ihn antrieb, hat Hans-Dieter Krais mehrfach, am deutlichsten in seinem Aufsatz zum 25. Jahrestag der Gründung „seines“ Vereins formuliert. Er schrieb: „ Journalisten haben in allen Bereichen eine besondere Pflicht zur Verantwortung. Wir tragen durch unsere veröffentlichte Berichterstattung auch zur Bildung der öffentlichen Meinung und demokratischen Willensbildung bei. Nicht zuletzt deshalb wird die Presse als vierte Gewalt im Staate apostrophiert, und ist die Pressefreiheit in unserem Grundgesetz in einem eigenen Artikel verankert.“

Sein Berufsweg führte ihn nach dem Studium der politischen Wissenschaften über das Volontariat bei einer Lokalzeitung und die Ausbildung an der renommierten bayerischen Journalistenschule zum Bayerischen Rundfunk. Dort avancierte er alsbald im Rahmen des Formats „Gute Fahrt“ zur Stimme des Senders, wenn es um Verkehr, Verkehrssicherheit (vor allem die der Kinder) und um alles rund ums Auto ging. In den Sicherheitsthemen war er von geradezu missionarischem Sendungsbewusstsein beseelt; für seine Verdienste um diese Themen wurde er mehrfach, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, geehrt. Er war vom Segen der Mobilität überzeugt, stand ihr aber zugleich kritisch genug gegenüber. Das „Goldene Kalb“ Auto gab es für ihn nicht – für ihn zählte nur, was dem Menschen am Auto nutzte.

Nur am Rande und der Vollständigkeit halber sei sein kurzer Ausflug in die Politik erwähnt – als Pressesprecher des bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß. Dass es ihn dort nicht allzu lange hielt, wurde in seiner Vita keineswegs als negativ angemerkt.

Mit großem Engagement führte er auch nach seiner Pensionierung den Münchner Motor Presse e. V. weiter. Über Jahrzehnte gestaltete er das Clubleben mit Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, an denen sich profilierte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft gern beteiligten. Auch hierbei brillierte Hans-Dieter Krais mit seiner unnachahmlichen Art zu moderieren – in bester Entertainer-Manier, mit oft hintergründigem Humor, aber immer mit dem nötigen Ernst und ohne die kritische Distanz zum Gesprächspartner aus den Augen zu verlieren.

Als langjähriger Sprecher des MPC-Regionalkreises Süd habe ich die freundschaftliche, vertrauensvolle und absolut zuverlässige Zusammenarbeit mit Hans-Dieter immer sehr zu schätzen gewusst. Da herrschte kein Konkurrenzdenken, sondern kollegiales Miteinander, um interessante Zusammenkünfte zu organisieren. 1987 war er auch Mitglied des Motor Presse Clubs (MPC) geworden. Und er wusste auch diesen größeren Kreis auf Bundesebene sehr zu schätzen.

Vier Wochen vor seinem Tod hatte er es sich nicht nehmen lassen – mit fürsorglicher Unterstützung durch seine langjährige Kollegin beim Bayerischen Rundfunk, Lotti Ohnesorge – den weiten Weg von München nach Kirchhain/Hessen zur Trauerfeier für den MPC-Kollegen Richard Köbberling auf sich zu nehmen. Er hätte es nicht ertragen, in dieser Stunde daheim zu sein, wenn 500 Kilometer nördlich von einem so liebenswerten Kollegen Abschied genommen würde, erzählte er dem MPC-Vorsitzenden Rolf Heggen.

Allen Kolleginnen und Kollegen (er war auch Mitglied des Verbands der Motorjournalisten) in und um München wird Hans-Dieter Krais ganz besonders fehlen – und auch die Fachvorträge, die kleinen und größeren Feiern, Werksbesuche und die hoch geschätzten Führungen durch die Münchner Kunstmuseen. Wir alle haben mit ihm einen überaus liebenswerten Menschen verloren. Er wird uns sehr fehlen.