VdM und MPC Regionalkreis Südwest besuchen Unimog-Museum in Gaggenau

Unimog et l’amour – alte Liebe rostet nicht.

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Alle Jahre wieder, wenn der Sommer naht, machen sich die Südwestler von MPC und VdM auf den Weg, den Schwarzwald zu erobern. War es 2015 an einem der heißesten Tage des Jahres, als wir zu L’Orange nach Glatten fuhren, so zählt der Ausflug 2016 nach Gaggenau ins Unimog-Museum zu einem der nassesten. Wäre man in einem Unimog, dem anvisierten Objekt der Betrachtung, unterwegs gewesen, dann hätten die immer wieder sintflutartig sich über die Fahrbahn ergießenden Sturzbäche wenig Sorge bereitet. Doch so konnte die Fahrt durch das eigentlich liebliche Murgtal zu einem echten Abenteuer werden.

Aber Ende gut, alles gut. Am Ausgang des Tals - der Regen machte endlich eine Pause – trifft man auf das kleine, aber mit Herzblut erbaute Unimog-Museum, gehüllt in eine Holzfassade aus Douglasie . Mit leichtem Erstaunen lernten wir, dass das Museum nicht etwa der Daimler AG gehört, sondern sich selbst als Verein ohne öffentliche Zuschüsse, allein durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Sponsoring und Einnahmen aus Eintrittsgeldern sowie Eventleistungen u. ä. finanziert. So kauften auch wir am Ende einer interessanten Führung, enthusiastisch eingestimmt, als Dankeschön drei Bausteine, um so der geplanten Museumserweiterung mit auf die Sprünge zu helfen.

Das „Universal-Motor-Gerät“, der Unimog, ist ein Mythos und bei Bauhöfen, Militär, THW und Feuerwehr nicht wegzudenken. Auch Weltenbummler lieben ihn genauso wie der Förster. Sachkundig führte uns eines der 130 ehrenamtlich für den Museums-Verein arbeitenden Mitglieder, der wohl 80jährige Hermann Bürkle - liebevoll von unserer Gastgeberin, der Geschäftsführerin der Unimog-Museum Betriebs GmbH, Hildegard Knoop, als „lebendes Inventar“ bezeichnet - nicht nur per pedes durch das Museum und seine Werkstatt, sondern rhetorisch höchst anschaulich durch die Geschichte des Unimogs, um uns dann auch auf dem Freigelände noch mutig und versiert über die Herausforderungen des Offroad-Parcours zu fahren, der uns über 100 % Steigung und 70 % Gefälle klettern ließ und über eine 60 % hoch wie runter führende Treppe. Mit 20 Grad Schräg-Neigung beim Überfahren von Mauern und Baumstümpfen strapazierte er noch ordentlich unsere Bandscheiben. Beiläufig lernten wir vom Charmeur Bürkle auch fürs Leben: die Liebe, nicht allein nur zu den Weibern, sondern auch zum Unimog, und am besten gepaart, kann Männer bis in hohe Alter fit und potent halten.

Das nunmehr genau 10 Jahre alte Museum stehe auf dem „meistgepflügten Acker Baden-Württembergs“, erläuterte uns Bürkle. Das Museumsgrundstück sei nämlich bis in die 1970er Jahre der Versuchsacker der Mercedes-Benz AG gewesen, der zum „Murghof“ gehörte und Demonstrations- wie auch Schulungszwecken diente. Hier durfte der Unimog, der seit 1951 zur Daimler-Benz AG gehört und im LKW-Werk Gaggenau gebaut wurde, seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen.

Zum Bedauern vieler Mitarbeiter und der Stadt aber wurde 2002 die Unimog-Produktion von Gaggenau ins LKW-Werk nach Wörth verlegt. Doch beim Bedauern blieb es nicht. Vier Jahre später hat der Verein der Unimog-Begeisterten diesem traditionsreichen, unverwüstlichen Allzweckradler mit einem eigenen Museum ein Denkmal gesetzt, welches nun schon seit 10 Jahren den jährlich rund 40.000 Besuchern Unimogs aller Bauzeiten präsentiert, angefangen von einem der sechs Prototypen, die der ehemalige Leiter der Flugmotorenkonstruktion von Daimler-Benz, Albert Friedrich, direkt nach dem zweiten Weltkrieg auf eigene Rechnung konstruierte - zum Bestellen deutscher Äcker in der Spurweite von 127 Zentimetern - genauso breit wie zwei Kartoffelreihen. Außerdem sollte dieses Fahrzeug dem Beseitigen der Kriegsreste dienen sowie auch dem schnellen Personentransport abseits gepflasterter Wege, meist zwischen Hof und Feld.

Vier Prototypen dieser „Allzwecktraktoren“ mit Anbaumöglichkeiten für Geräte vorn, in der Mitte, seitlich und hinten, sowie dem Betrieb einer Zapfwelle vorne,wurden ab 1946 bei dem Blechteilehersteller Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmündgebaut.Zwei weitere Prototypen baute die Firma Boehringer Werkzeugmaschinen in Göppingen, die auch zwischen 1949-50 die ersten 60 Serien-Fahrzeuge, noch ohne Dach, produzierte. Einen dieser raren Boehringer-Unimogs gibt es ebenfalls in Gaggenau zu sehen, wie auch den ersten Militär-Unimog der Schweizer Armee. Die Palette geht bis in die Gegenwart und zeigt vor allem die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten durch unterschiedlichsten An-, Auf- und Umbau. Und unser Pensionär und Unimog-Liebhaber Bürkle ergänzte diese Palette noch durch seinen Privatwagen, den er vor der Tür parkte. Von außen ein unauffälliger Forstwagen, doch hinten zum Wohnmobil mit zwei Betten und Schrank umgebaut, um immer noch mit seiner Freundin, abseits der Wege und Campingplätze, auf Tour gehen zu können, und überhaupt allzeit bereit zu sein für neue Abenteuer…. Alte Liebe rastet und rostet eben nicht.

Astrid Gorgas

 

Fotos

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