MPC Classic-Tour 2015

„Best tour ever“

30 mpc classic tour 2015

Journalisten, die auf die Zehntelsekunde pünktlich sind und sich das auch per Stoppuhr bestätigen lassen, ein Ochsenkopf, der Kuckuck ruft und das auch noch in einer Kirche, und die Erkenntnis, dass das so barockgeprägte Oberschwaben schon vor vielen, vielen Jahrhunderten  Ansiedlungen aufwies, die den antiken Metropolen am Mittelmeer in nichts nachstanden – dies alles konnten die Teilnehmer der MPC Classic Tour 2015 an einem der heißesten Wochenenden des Jahres erleben. Schlösser, Klöster, Kirchen ohne Zahl, alles prachtvoller Barock in hügeliger, fruchtbarer Landschaft, Bauernhöfe, Fachwerkhäuser, Störche auf den Dächern, dunkle Wälder, Dinkelfelder, Streuobstwiesen und das idyllische bis imposante Donautal, Tore durch den hohen Fels geschlagen, dazwischen die rollenden Schätze aus vergangenen Tagen, als autonomes Fahren noch niemandem ernsthaft in den Sinn gekommen wäre.

MPC Tour-Organisator Wolfgang Inhester, der diese Tour mit dem Ausgangsort Biberach an der Riss minutiös, detailliert und professionell vorbereitet hatte, machte den Teilnehmern den Spaß am Fahren alter Autos in ganz besonderem Maße schmackhaft, indem er – wie bei „richtigen“ Oldtimer-Rallyes, noch eine Zeitmessung als Sonderprüfung einbaute, die jeden in dieser Disziplin ungeübten Fahrer durchaus herausforderte und dem programmgespickten und lehrreichen wie gemütlich-kulinarischen Wochenende einen besonderen Kick bescherte. Wunderbare Pokale gab es natürlich auch, nämlich für die Sieger Jörn und Jutta Müller-Neuhaus auf ihrem MG B Roadster von 1964, Jürgen und Anja Book auf dem längsten teilnehmenden Fahrzeug, einem Lincoln Continental TC von 1977, sowie Dirk Henning und Ingrid Strassl auf ihrem traumhaften Jaguar XK 120 OTS  von 1953. Den gläsernen Pokal für den Pechvogel des Tages gab es auch. Er rutschte diesem jedoch nicht gleich wieder aus der Hand, wie es einem anderen mal ergangen war.

Die MPC Classic Tour 2015 führte die Autobesitzer mit H-Nummernschildern und solche, die einen angehenden Klassiker fahren, ins Oberschwäbische, nach Biberach an der Riss, das bereits 1190 von Kaiser Barbarossa zur Stadt erhoben wurde, also kulturell ebenso bedeutsam ist wie als Wirtschaftsstandort für die Region, produzieren dort unter anderem Boehringer-Ingelheim und Liebherr und sorgen für Prosperität und Zufriedenheit bei nur zwei Prozent Arbeitslosigkeit. Das Hotel Jordanbad direkt neben dem bereits 1470 erstmals erwähnten Mineralbad liegt in einem herrlichen Parkgelände, das viel Platz für die Autos bot und jede Menge Schatten spendete. So konnten die Teilnehmer nach hitziger Tour bei 35 Grad Celsius herrlich entspannen und Köpfe und Kühler sich erholen.

Es war das Wochenende der „Ps“: der PS und ihres Parkierens, der hohen Professionalität mit vielen photokopierten Unterlagen der Organisation, der interessanten Palette pädagogisch gut aufbereiteter Programmpunkte, der Prüfung des fahrerischen Zeitmanagements und  der mittels Stoppuhr unterstützten Peilung zwischen den Pylonen, des gemütlichen Plauderns bei gutem Essen, auch des Plapperns eines naseweisen Stubenmädchens auf dem eindrucksvollen Schloss der Hohenzollern in Sigmaringen, oder des Parlierens und auch Philosophierens eines geistreichen wie humorvollen „Eingeborenen“ aus Biberach, der die Teilnehmer durch die wunderschöne und vom Klang vieler Musikschüler erfüllte Klosteranlage in Ochsenhausen führte, und der sich noch heute darüber aufregen kann, dass die Württemberger den Oberschwaben ihre Kultur genommen haben. Der krönende Abschluss dieses Ausflugs waren die paradiesischen Klänge der historischen, mehr als 3300 Pfeifen zählenden Gabler-Orgel in der Ochsenhausener Klosterkirche St. Georg, in der sich – nach der Art der Schwarzwälder Uhren – ein Ochsenkopf versteckt, der beim Klang des Kuckucks im Rahmen diverser Musikstücke nach vorne fährt.

Doch die Teilnehmer promenierten und photographierten nicht nur in und vor Schlössern und Klöstern, sondern tauchten auch in prähistorische Zeiten ein und machten sich vertraut mit der Welt der Phahlbauern am Federsee bei Bad Buchau, der inmitten des mit 33 km² größten zusammenhängenden Moorgebiets Südwestdeutschlands liegt und mit diesem den Rest eines einstmals etwa 50 km² großen und 12 Meter tiefen Eisstausees darstellt. Nachdem vor etwa 20.000 Jahren die Zuflüsse nach Abschmelzen der gewaltigen Eismassen  immer mehr versiegten, begann die Verlandung des Sees. Was noch heute hier beim Torfabbau aus prähistorischer und neuerer Zeit gefunden wird, sorgt immer wieder für Aufsehen und bescherte den Archäologen die Unterstützung der UNESCO durch die Ernennung zum Weltkulturerbe. Beim Gang durchs archäologische Freigelände erleben die Besucher begeh- und begreifbare Architektur aus 15.000 Jahren Menschheitsgeschichte.
Doch automobilgerecht fuhren die Teilnehmer auch zu jenem Platz, wo die ältesten Räder der Welt gefunden wurden, nämlich in Heuneburg, der früheren Keltenstadt Pyrene, Deutschlands ältestem Ort. Auf der imposanten keltischen Wallanlage, die heute ein Freilandmuseum ist, erfährt man – mit Blick auf die Donau –, dass schon damals gereist wurde, denn wie sonst konnte die mediterrane Bauweise Vorbild für diese Siedlung sein, die angeblich Athen in nichts nachstand. Wie sonst kam der Ostsee-Bernstein für den Schmuck und das Gold und entsprechendes Handwerk dorthin? Der Federsee war ein Handelsknotenpunkt zwischen der Ost-West-  und der Süd-Nord-Achse.

Bevor die MPC Classic-Tour 2015 mit einem Schluck Prosecco auf dem malerischen Marktplatz von Biberach sein Ende fand, stand aber noch das 2011 eröffnete Erwin Hymer Museum in Bad Waldsee, direkt  gegenüber dem Hymer-Reisemobilwerk, auf dem Programm. Ein zweiteiliger Gebäudekomplex, unübersehbar und atemberaubend auf einem Hügel, in Form eines liegenden und eines stehenden Wohnwagenfensters, was Caravaner schon von weitem erkennen. Dort werden auf der über 6.000 Quadratmeter großen Dauerausstellung  mehr als achtzig historische Wohnwagen und Reisemobile präsentiert; die Besucher werden zu einer einzigartigen Entdeckungstour durch die Geschichte des mobilen Reisens eingeladen. Welch ein Ausklang nach zwei früh-historisch und barock-geprägten Tagen!

Der Dank der Teilnehmer gebührt Rita und Wolfgang Inhester – und natürlich auch Daimler, Porsche und TÜV SÜD Classic – für ein prall gefülltes und überaus erlebnisreiches Wochenende. Wer nicht dabei sein konnte, dem sei gesagt, dass er wirklich was verpasst hat. Wie soll das noch getoppt werden im nächsten Jahr? Doch das haben wir bislang nach jeder Veranstaltung gesagt, ganz so wie der ehemalige IOC-Präsident Antonio Samaranch, der zum Abschluss Olympischer Spiele jedes Mal sagte: „Best games ever“.

Astrid Gorgas

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